1794 - 1814

Liberté-Égalité-Fraternité“ - Unter französischer Herrschaft

Die Erstürmung der Bastille in Paris am 14. Juli 1789 war der Beginn der Französischen Revolution und einer neuen Epoche in Europa. Der Versuch, der deutschen Fürsten im Herbst 1792 die Revolution niederzuschlagen, bewirkte das Gegenteil, den siegreichen Vormarsch der Revolutionstruppen und bis Ende 1994 die Eroberung und Annektion der deutschen Länder links des Rheins. Wasserbillig-Oberbillg war am 8. August 1794 von den Franzosen nach einem Kampf gegen kaiserlich-österreichische Truppen besetzt worden und einen Tag war auch Trier in französische Hände gefallen. Im Moselland folgte eine willkürliche Herrschaft der Revolutionsgeneräle und Regierungskommissare. Die überkommenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen wurden zerschlagen. Früher als die anderen linksreinischen deutschen Gebiete wurde die ehemaligen Österreichischen Niederlande bereits am 1. Oktober 1775 verwaltungsmäßig nach französischem Vorbild in Départements aufgegliedert und quasi annektiert. Das Herzogtum Luxemburg wurde zum ”Département des Forêts“ (Wälderdépartement). Da in Mertert der Maximiner Hof der klösterliche „Verwaltungssitz“ aller an der Sauermündung gelegenen Maximiner Besitzungen war, wurde hier die neugebildete Gemeinde unter der Firmierung Mairie Mertert im Canton Grevenmacher im Arrodissement Luxemburg eingerichtet. Sie umfasste die Gebiete Mertert und Wasserbillig-Oberbillig. Anfangs waren es harte Zeiten für die Bewohner, die von Untertanen zu ”Bürgern“ geworden waren. Es gab Einquartierungen und Beschlagnahmungen. So ist in der Rechnungslegung der Gemeinde Mertert für den Zeitraum von April 1797 bis April 1798 ausgewiesen, dass für die Ablieferung von Nussöl an das hier einquartierte Détachement (eine Abteilung Soldaten) 151,64 Franken aufgewendet wurden.

 

Mit der Einrichtung des Départements war 1795 in Luxemburg bereits wieder eine Steuerverwaltung etabliert worden. Die bediente sich für die Festsetzung der Steuern betreffend Wasserbillig-Oberbillig der bei der Berburger Verwaltung noch vorhandenen Unterlagen des „Theresianischen Katasters“ von 1766. Daraus stellte sie die „Aufhebungsliste der Schatzung für das Jahr 1795 von der Gemeinde Wasserbillig-Oberbillig“ zusammen und trieb die Steuern ein. Die Mairie Mertert war zum Zweck einer optimalen Steuererhebung in die zwei Communes (Kommunen) Mertert und Wasserbillig-Oberbillig aufgeteilt. Diese Communes wurden in Sections (Sektoren) aufgegliedert. Oberbillig in der Commune Wasserbillig-Oberbillig bestand aus den drei Sektoren: Oberbillig-Dorf (die Ortslage), Auf der Fels (der nordöstliche Gemarkungsteil) und Gruben (der südwestliche Gemarkungsteil). Nach dem Frieden von Campo Formio im Oktober 1797 vollzog sich im Januar des Folgejahres 1798 die Aufgliederung des weiteren Mosellandes in Départements und alle Gebiete links des Rheins wurde offizielle Landesteile der Französischen Republik. Ihre Bewohner wurden damit endgültig „citoyens“, Bürger mit alle Rechten und vor allem Pflichten, so auch der im September 1798 eingeführten Allgemeinen Wehrpflicht.

 

Auch der 22-jährige Peter Wirtz aus Oberbillig war 1798 „gezogen“ und Rekrut im 79. Linienregiment der französischen Armee geworden und das für zehn Jahre. In der Zeit kämpfte er in der Bretagne gegen die dortigen Aufständischen. Im Dezember 1804 hatte der Erste Consul Napoleon Bonnaparte aus der Republik ein Kaiserreich gemacht und sich selbst zum Kaiser gekrönt. 1808 wurde Peter Wirtz Grenadier im 1. Batallion der kaiserlichen Garde. Er hat am Russlandfeldzug Napoleons teilgenommen und sich dort ausgezeichnet, sodass ihm die Auszeichnung „Chevalier de la Légion d’Honneur“ (Ritter der Ehrenlegion) verliehen wurde. Die konnte er persönlich nicht entgegen nehmen, weil er inzwischen in russische Gefangenschaft geraten war. Nach seiner Entlassung trat er wieder in die Armee ein, aus der er formell erst Ende Januar 1815 entlassen wurde. Dies alles und noch weitere Einzelheiten sind bekannt, durch den noch erhaltenen Bittbrief von 1834 an den französischen König Louis-Philippe I., mit den Peter Wirtz -nunmehr preußischer Untertan- um die Gewährung einer Rente nachsuchte. Ob diese ihm gewährt wurde, ist leider nicht bekannt.